Donnerstag, 27. Februar 2014

Falsche Erwartungshaltung

Vorgestern war ich bei dm schnell einkaufen, bevor ich meinen Sohn von der Krippe abgeholt hatte. Dabei kam ich nicht drum rum eine Familie mit Kind zu beobachten. Das Kind war vermutlich 1 1/2 - 2 Jahre alt und wirkte sehr aufgeweckt und fröhlich. Das Mädchen hatte wohl eine Sonnenbrille entdeckt und hatte sie aufgesetzt, was die Eltern ganz süß fanden. Bevor sie die Brille wieder absetzte, wollte die Mama noch schnell mit ihrem Smartphone ein Foto schießen, war aber nicht so schnell. Also versuchten sie das Kind dazu zu überreden, die Brille nochmal aufzusetzen, was es aber nicht wollte und anfing zu quengeln. Die Brille wollte sie aber wiederum nicht loslassen und natürlich sollte ihr nicht suggeriert werden, dass die Brille gekauft wird. Also sollte sie sie wieder zurück legen. Als aber auch das vehement lautstark verweigert wurde, wurden die Eltern schnippisch und gingen weiter, mit dem Kommentar, dass sie nicht so ein Theater machen solle. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, aber als sich die Eltern von ihr distanzierten, damit das Mädchen ihnen hinterher trottet, es aber laut weinend "MAMA" schrie, tat mir die Kleine nur noch leid.
Anfangs fanden die Eltern es toll, dass es die Brille genommen hatte, aber als das Mädchen dann eigenwillig wurde und nicht nach den Vorstellungen der Eltern reagiert hatte, wurde sie dafür bestraft.
Kurz darauf traf ich die Familie bei den Babypflege Produkten wieder, wo das Kind wieder fröhlich auf dem Schaukelpferd saß. Als die Mama dann aber mit einer Mütze ankam und diese ihr aufsetzen wollte, fing sie wieder an, sich zu wehren. Offensichtlich hatte das Verhalten den Eltern wieder nicht gepasst und das Mädchen bekam wieder Vorwürfe an den Kopf geworfen.
Das Verhalten hatte mich doch zum Nachdenken gebracht, schließlich mache ich auch unheimlich gerne Fotos von meinen Kindern und versuche sie auch dazu zu überreden, gewisse Dinge zu tun. Als Eltern hat man ein bestimmtes Bild von den Kindern, wie sie sich zu verhalten haben, wie sie sein sollen und was aus ihnen werden soll. Und dabei vergessen wir total, dass die kleinen Individuen nicht unsere Marionetten sind, die wir nach Lust und Laune verbiegen dürfen.
Das ließ mich auch über mein Verhalten meinen Kindern gegenüber, vor allem aber Fräulein Y., nachdenken.
In letzter Zeit fahre ich unheimlich schnell aus meiner Haut, wenn es nicht nach meiner Nase geht. Dabei sind es immer nur Kleinigkeiten, wie Zähne putzen, morgens nicht anziehen wollen, trödeln, auf den Boden spucken oder mich ansabbern. Im nachhinein denke ich mir, ich hätte auch ruhiger reagieren können, schließlich geht davon die Welt nicht unter. Aber ich habe immer wieder Schwierigkeiten, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Ich fühle mich überlastet und bin dann schnell genervt.
Da bin ich heute doch ein wenig erleichtert, dass ich mich heute ruhig verhalten hatte, obwohl Mister M. die ganze Zeit fiebernd in meinen Armen lag, während Fräulein Y. mit mir spielen wollte und dabei immer wieder keine Rücksicht auf ihren Bruder nahm. Ich denke in ihrem Spieltrieb hatte sie schlichtweg vergessen, dass der Kleine krank ist. Wäre ich in dem Moment darüber erzürnt, wäre mir der Gedanke durch den Kopf geschossen, dass sie bereits alt genug sei, selbst daran zu denken Rücksicht zu nehmen, ohne dass ich sie mehrfach ermahnen müsse. Aber ist sie das wirklich? Oder erwarten wir von Kindern mehr erwachsene Kompetenzen? Es ist schön, eine autarke und selbstbewusste Tochter heranwachsen zu sehen. Z.B hatte sie uns gestern damit überrascht, dass sie nicht nur alleine ihren Namen schreiben kann, sondern auch schon Mama, Papa und den Namen ihres Bruders. Ihr strahlendes Gesicht war voller Stolz, als sie uns das zeigte.
Ich werde mich weiterhin bemühen, meine starren Erwartungen herunter zu schrauben und die Kompetenzen meiner Kinder nur so weit zu fördern, wie sie auch bereit zu sind.
Als nächste Aufgabe setze ich mir eine wöchentliche Aktivität, wie Schwimmen, Tanzen oder so, für Fräulein Y. zu finden, da sie seit einigen Monaten den Musikkurs und Kinderturnen verweigert und stattdessen immer nur darum bettelt Fernsehen gucken zu dürfen.

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