Freitag, 18. September 2015

Vietnamesischer Spruch: Wenn das Kind wie eine alte Omi wirkt

Natürlich sehen unsere Kinder nicht wie alte Omis oder Opis aus.
Kennt ihr die Situationen, wenn ein Kind sich erwachsener Verhält als es eigentlich ist und man als Eltern selbst total überrascht ist?
Solche Momente habe ich öfter mal bei meinen Kindern, bei Fräulein Y. verstärkter als bei Mister M, was wohl auch am Alter liegt und dem unterschiedlichen Entwicklungsprozess.
Fräulein Y. war in der Hinsicht schon immer geistig weiter entwickelt als ihr Bruder, während der Kleine sich lieber physisch entwickelt.
Fräulein Y. erstaunt uns immer wieder mit Phrasen oder Verhaltensweisen, die wir ihr noch gar nicht zugetraut haben.
In Vietnam sagen wir dann immer 'giống như bà gù' (wörtlich: wie eine bucklige Frau), was darauf hindeutet, dass das Verhalten des Kindes sehr weise war.

Wie auch anfang der Woche als ich sie wieder von der Schule abholte und auf dem Heimweg über die Schule ausquetschte.
Sie erzählte mir, dass sie in der Pause mit ihrer Freundin Livana und einer 3.-klässlerin gespielt hatte.
Die Drittklässlerin meinte, dass Fräulein zu langsam laufen würde und wollte sie daher ausschließen.
Nach einigen Wortwechsel ist sie auch mit dem anderen Mädchen weggelaufen und hatte meine Tochter alleine zurück gelassen.
Fräulein Y. mit ihrem großen Gerechtigkeitsbewusssein wollte sich nicht damit abfertigen lassen und lief den Mädchen hinterher. Sie stellte sich dann vor die Drittklässlerin und sagte zu ihr, dass sie sie unter 4 Augen sprechen wolle.
Sie wollte das falsche Verhalten des Mädchen klären und sich nicht ausgrenzen lassen und hat sich auch irgendwie wieder in die Spielgruppe eingebracht.

Ich war sehr beeindruckt von ihrem Verhalten. Sie war mutig, souverän und ergeizig sich einem größeren Mädchen zu stellen.
Ich glaube, ich in ihrem Alter hätte mich nicht getraut und wäre traurig zurück geblieben.
Aber sie zeigte mir wieder, dass ich mir keine Sorgen um sie machen brauche und das kleine schüchterne Mädchen, dass immer an Mama's Hand bleiben wollte längst der Vergangenheit angehört.
Es machte mich unheimlich stolz, dass sie nicht vor Konflikten scheut und ihre Meinung fest vertritt! Zwar ist Fräulein Y. nicht als Siegerin aus dem Konflikt gekommen (beim Wettrennen konnte sie nicht gewinnen), aber sie konnte wieder mit der Gruppe spielen und hatte somit ihr Ziel erreicht.
Auf dem Heimweg hatte sie mir die ganze Zeit ihre Wut und den Unmut über die Drittklässlerin erzählt.
Und ich dachte nur still bei mir: meine kleine bá gú! *hihi*

Mittwoch, 16. September 2015

Ein weiterer Schritt zum Erwachsen werden

Mister M. wird in 3 ½ Wochen 3 Jahre alt!! So klein und doch ist er schon so ein großer Junge.
Mir fällt es bei ihm schwerer mich von ihm loszulösen, da er mein Jüngster ist und ich das Gefühl habe, dass er aufgrund seiner Hautprobleme und Allergie noch mehr Obhut von mir benötigt.
Aber letztes Wochenende hatte er mir mal wieder bewiesen, dass er erwachsener ist, als ich dachte.
Da wir am Samstag auf eine Geburtstagsfeier eingeladen waren, hatten meine Schwiegereltern auf ihn aufgepasst. Fräulein Y. war bei einem Kindergartenfreund eingeladen und kam erst spät abends dazu. Spontan fragten wir auch an, ob die Kinder bei den Großeltern schlafen könnten. Mister M. hatte bereits ein paar mal geäußert, dass er auch bei den Großeltern schlafen wollte, als seine Schwester in den Sommerferien bei denen nächtigte. Auch diesmal willigte er zu (obwohl seine Meinung dann am Samstag doch immer wieder schwankte).
Sicherheitshalber bin ich am Samstag früher nach Hause gefahren, da ich für den Fall, dass Mister M. zu mir möchte, bereit stehen möchte.
Aber letzendlich stellte sich heraus, dass dies gar nicht nötig war. Die Kinder sind erst gegen 22 Uhr ins Bett gegangen und haben bis halb 7 Uhr morgens durchgeschlafen.
Wir waren so glücklich und stolz auf ihn, als wir selber morgens erst gegen 9 Uhr wach wurden. Ich hatte seit langem nicht mehr so lange und erholsam geschlafen!!
Dafür kam uns der Sonntag viel zu kurz vor, auch wenn die Kinder schon gegen 11 Uhr wieder kamen.
Als Mister M. nach Hause kam kam er mir auch richtig groß und selbstständig vor. Als ob er sich über Nacht verändert hatte. Er wollte auch den ganzen Tag nicht an die Brust und spielte zu Hause eigenständig im Spielzimmer und mit Fräulein Y.
Dafür machte er auch vieles auf eigene Faust, was er gar nicht sollte (mit Stühlen schmeißen, den Tisch anmalen, auf die Sofalehne klettern), so dass kaum er zu Hause ist mein Mann ihn wieder und wieder ermahnen musste.
Da will ich nicht wissen, was für ein Rabauke er ist, wenn er einen weiteren Schritt zur Selbstständigkeit macht, haha :D.

Jetzt, wo er auch woanders schlafen kann, ohne dass ich ihn in den Schlaf stille heißt aber nicht, dass ich ihn nicht mehr stillen brauche. Zu Hause fordert er weiterhin die Brust zum Schlafen.
Da muss ich wohl noch etwas warten, bis er vollständig auf meine Busen verzichten möchte.

Montag, 7. September 2015

Fräulein Y.'s Einschulung *yiieppiiiyyeeyy*

Am Samstag war es endlich so weit! Ich hatte mich die ganze Woche ziemlich gestresst gefühlt, da ich noch keine Vorbereitungen getroffen hatte und nun alles mögliche besorgt werden musste.
Ich hatte weder einen Plan, was sie anziehen sollte, noch was wir an Essen zubereiten oder wie die Deko auszusehen hatte.
Wir hatten nachmittags/abends auch immer irgendwas zu tun, so dass ich nicht ohne Kinder was machen konnte. Aber letztenendes ist es doch ganz schön geworden.
Mein Mann hatte mich diesmal tatkräftig unterstützt und in der Wohnung eine ganze Menge umgeräumt, ausgemistet und Ordnung geschaffen, so dass ich mich um die Einkäufe und die Deko kümmern konnte. Den ganzen Donnerstag hatte ich damit verbracht mit Fräulein Y. Turnschuhe zu finden. Aufgrund ihrer Einlagen war es nicht einfach, die geeigneten Schuhe aufzutreiben. Wir haben viele schöne gefunden, aber mit dem Einlagen drückte es oder sie rutschte mit der Verse aus den Schuhen. Es war zum Verzweifeln!!
Wir haben dann ein Paar Adidas Schuhe gefunden, die zwar nicht mit Klettverschluss waren und auch keine helle Sohle hatten, aber ich war froh, überhaupt was gefunden zu haben. Ich konnte sie ja nicht ohne Turnschuhe zum Turnen schicken. :-/
Dadurch war das Shoppen für sie auch keine Freude und sie konnte die Zeit mit mir nicht richtig genießen. Sie wollte dann auch lieber mit dem Papa zum Gitarrenunterricht und ich sollte Mister M. abholen.
In solchen Momenten komme ich mir wie eine Rabenmutter vor, da kann ich mich nicht zusammen reißen und muss meinen Stress auf meine Mitmenschen projezieren. Dabei war es meine eigene Schuld, dass ich alles (mal wieder) auf den letzten Drücker machen musste.
Am Freitag hatte ich nach der Arbeit noch die letzten Spielsachen für die Schultüte gekauft und bin doch nochmal mit den Kindern in die Stadt gefahren, um meinem Mann einen Anzug zu kaufen und nochmal nach was Hübschen zu schauen. Meine Kinder konnten es leider nicht lassen, im Kaufhaus herumzutoben und die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zu ziehen.
"Immer tief durchatmen, du kannst eh nichts mehr ändern", dachte ich immer ich wieder und versuchte diesmal gelassen zu bleiben.
Als ich mich aber wegen einer Krawatte länger beraten ließ und die Kinder sich gegenseitig durch die Gänge scheuchten und dabei laut kreischten, platzte bei mir letzendlich doch der Kragen.
Mister M. juckte es aber überhaupt nicht und er lief weiter kreischend vor mir weg.
Ich frage mich, ob ich die einzige Mama bin, die solche Kinder hat.
Mein Mann wirft mir immer wieder vor, dass ich unsere Kinder zu viel gewähren lasse und nicht streng genug bin. Dabei sehe ich nicht, warum ich kindliche Triebe und den Drang nach Freiheit und Entfaltung verbieten sollte. Ich versuche manchmal diese einzudämmen, da es sich nicht immer gehört und sie die Grenzen weit überschritten haben. Aber sie sollten keine Zweifel für ihr handeln haben. Ich finde es wichtig, dass sie Angst haben, etwas falsches zu tun.
Lernen wie die Gesellschaft tickt, werden sie noch früh genug. Jetzt sollten sie erkennen, dass das was sie fühlen nicht immer falsch sein kann.
Durch das ganze Theater der Kinder kamen wir leider auch recht spät wieder heim und alle kamen viel zu spät ins Bett. Ich blieb noch bis 3 Uhr morgens wach, um das Essen vorzubereiten und den letzten Feinschliff durchzuführen. Es sollte ja alle perfekt sein, was es aufgrund der mangelnden Zeit leider nicht war. Aber die Gäste, und vor allem Fräulein Y., waren dennoch begeistert. :-)
Als der lang ersehnte Einschulungstag endlich kam (mein Mann und ich waren noch todmüde und total verschlafen), bekam Fräulein Y. nach dem kleinen Frühstück wieder Bauchschmerzen und wollte sich hinlegen. Da wir nicht mehr viel Zeit hatten und ich noch zum Bäcker musste, Baguettes holen, hab ich ihr eine Wärmflasche zum Kuscheln fertig gemacht.
Um 10 Uhr fing die Kirche an und meine Schwiegereltern wollten uns um 9:30 Uhr abholen.
10 min. vorher fing Fräulein Y. an Zweifel zu bekommen und wollte nicht aufstehen. Sie wollte nicht zur Einschulung und will nicht zur Kirche. Ich bemühte mich, ihr gut einzureden, aber sie fing nur an zu weinen und wollte zu Hause bleiben. Auch mein Mann oder die Oma konnte sie nicht überzeugen. Also mussten wir sie doch mit sanfter Gewalt aus dem Bett holen und sie zur Kirche tragen.
Auf dem Weg dahin hatte sie sich glücklicherweise beruhigt, sah aber nicht sehr glücklich aus.
Die Lehrerin hatte ihr das wohl auch angesehen und bot ihr an, sich neben sie zu setzen. Ich blieb auch in Sichtweite, so dass sie die Zeremonie doch etwas genießen konnte. Nach der Zeremonie gingen alle Kinder in ihre Klassen. Sie sah dabei wieder nicht sehr glücklich aus, da sie realisierte, dass sie nun allein auf sich gestellt war.
Aber als sie nach der Unterrichtsstunde wieder zurück kam, lief sie freudestrahlend auf uns zu und war ganz stolz auf sich.
Zu Hause wurde sie mal wieder von Geschenken überflutet und sie war eine ganze Weile damit beschäftigt, alles auszupacken. Dabei hatten mein Mann und ich sogar fast vergessen, unser Geschenk zu überreichen!
Wir hatten danach schön gegrillt und sind später auf das Lotter Straßenfest gegangen. Die Kinder durften mit der kleinen Lokomotive die Straße rauf und runter fahren. Die Männer hatten noch einen kleinen Teeladen entdeckt, wo sie verschiedene grüne Teesorten probiert hatten und mein Mann hat beim Glücksrad eine Probefahrt mit einem Mustang gewonnen.
Es war ein sehr schöner Tag für die Kinder, Mister M. war so platt, dass er sogar während des Eincremens eingeschlafen ist. :-D Ich konnte ihn nicht mal vollständig anziehen!

Am Sonntag war dann noch die Taufe von meiner Nichte, so dass wir wieder eine schöne kleine Familienfeier hatten und dadurch mal wieder später ins Bett kamen als geplant.
Abends im Bett wollte Fräulein Y. noch über die Schule und ihre Mitschüler reden, was sie dort erwartet, was sie dort machen und wie lange sie da bleiben soll.
Sie hat nämlich fürchterliche Angst in der Schule gehänselt zu werden und dort keine Freunde zu finden. Sie spricht uns immer wieder darauf an, was sie machen soll, wenn sie jemand ärgert, wenn es dort blöde Jungs gibt, wenn sie niemanden kennt, der ihr helfen kann usw. Der Gedanke beschäftigt sie so sehr, dass sie die letzten Nächte wieder Alpträume bekam.
Heute morgen klagte Fräulein Y. auch wieder über Bauchschmerzen, aber sie bekam sie schnell in den Griff und ging mit mir anstandslos zur Schule.
Der Abschied war auch ohne Klammern und Tränen gewesen, was mein Mann zunächst befürchtet hatte. Es lief super!! Ein Kind, das Fräulein Y. vorher schon von der Musikschule kannte winkte ihr auch gleich freudestrahlend zu und wartete darauf, dass sie sich neben ihr setzte.
Das gab ihr wohl auch die Sicherheit und beruhigte sie, da sie sich nicht alleine fühlen musste.
Wir sind nun auch schon ganz gespannt, was sie uns heute nachmittag erzählen wird. Wie sie ihren ersten Schultag findet und ob sie sich auf weitere Schultage freuen wird!!